Dalia – so schön ist das Leben!
Zuerst möchte ich mich kurz vorstellen: ich bin Dalia und wohne mit meiner Menschen-Mama („Frauchen“ finde ich doof, bin ja nicht mit ihr verheiratet!), mit meinem Herz-Buben Leo, einem Schäfi-Collie-Mix, natürlich auch aus dem Tierschutz, im südlichen Siegerland. Mit in unserem Haus wohnt meine Menschen-Oma, die uns tagsüber liebevoll betreut, wenn Menschen-Mama arbeiten geht.
Wie es zu meiner Adoption mit kleinen Hindernissen kam, könnt Ihr auf der PHU-Seite unter „Vermittelt, 2008, Dezember (80 Hunde)“ kurz nachlesen. Meine Geschichte beginnt, als endlich alles klar war und ich auf die Reise gehen konnte:
Menschen-Mama, die ich von nun an einfach Mama nenne, übernimmt mich im Dezember 2008 am vereinbarten Treffpunkt bei klirrender Kälte. Damals war ich ein kleines, völlig verängstigtes Fellbündel, mit jeder Menge alter, verkrusteter Bisswunden, weil ich im Gehege von den anderen Hunden gemobbt und ziemlich zerbissen worden bin. Ich hatte keinerlei Selbstbewusstsein, was sich u.a. dadurch zeigte, dass ich mich zum Pipi-machen flach auf den Bauch gelegt habe. Wäre da nicht Schnee gewesen, hätten die Menschen nicht einmal gemerkt, dass ich mich auf diese Weise erleichtert hatte.
Nun endlich - in den Armen von Mama - fuhren wir (ein lieber Freund von Mama fuhr, wir beide saßen auf dem Rücksitz) in mein neues Zuhause. Ich freute mich ganz leise darauf, dass ich nun in Sicherheit bin, nicht mehr von den anderen Hunden gejagt u. gebissen würde und einfach mal meine Ruhe hätte. Aber weit gefehlt! Als wir zu Hause ankamen, wurden wir von einem schwanzwedelnden großen Kerl begrüßt und ich dachte nur: oh nein, schon wieder einer, der bestimmt gleich über mich herfällt und mir nichts Gutes will.
Und so habe ich mich, noch im Arm von Mama (weil ich mich nicht getraut habe, aus dem Auto auszusteigen, hat sie mich damals ins Haus getragen), nach besten Kräften gegen diesen Kerl gewehrt. Ich habe geschnappt, was das Zeug hielt und gedroht so gut ich konnte – und was macht der große Kerl, der ja hier schließlich „Hausherr“ ist: er schaut ganz enttäuscht Mama an, dreht sich um und geht mit hängenden Ohren ins Haus. Mama hat ihm erklärt, dass ich im Moment noch große Angst habe, aber: „das wird schon, bin mir ganz sicher“.
Für diesen Moment hatte ich gewonnen! Ich robbte nun vorsichtig durchs Haus, (gehen konnte ich vor lauter Schreck im Moment nicht), beschnupperte alles vorsichtig und entdeckte da plötzlich ein Schüssel mit frischem Wasser und daneben leckeres Futter. Meine Augen wurden immer größer, Mama ging zu meiner Erleichterung mit dem großen Kerl in ein anderes Zimmer und so traute ich mich, das verlockende Angebot anzunehmen.
Danach war ich plötzlich so müde, dass ich in Tiefschlaf fiel – obwohl ich eigentlich wach bleiben und aufpassen musste, denn der große Kerl würde ja bestimmt zurück kommen. Und was glaubt ihr wohl: nach wenigen Minuten war er auch schon da, aber es passierte nichts. Mama flüsterte ihm wieder etwas zu und die beiden gingen zum Sofa, legten sich hin - so als ob ich überhaupt nicht da wäre – und machten ein kleines Mittagsschläfchen.
Nach ca. 1 Stunde – der Große schnarchte leise vor sich hin – wollte ich mir die Sache mal näher ansehen und so robbte ich, wieder auf dem Bauch, ganz vorsichtig zu den beiden hin. Mama schlief überhaupt nicht und flüsterte dem Großen schon wieder etwas zu. Dieses Mal habe ich so etwas verstanden wie: bleib schön liegen, die Kleine kommt, wir wollen sie nicht erschrecken…(Die meinten ganz eindeutig mich.)
Merkwürdig! Aber der Große blieb tatsächlich liegen und so traute ich mich immer näher an ihn heran. Ich fasste all meinen Mut zusammen, um mir mal sein Gesicht anzusehen – schließlich wollte ich wissen, wie einer aussieht, mit dem man flüstert und der scheinbar alles genau verstanden hat. Ich robbte also um seinen liegenden Körper herum – er lag immer noch wie eine Mumie und bewegte sich nicht – und dann sah ich auf einmal in sein Gesicht. Und dann, aaahhhh! Nun bewegte er sich doch, ich wusste es ja! Ich war starr vor Schreck und ehe ich mich versah, stand er ganz vorsichtig, fast wie in Zeitlupe auf, schaute mich an und leckte mir, wieder in Zeitlupe, über mein Gesicht (eigentlich über meinen ganzen Kopf). Und es tat überhaupt nicht weh...ganz im Gegenteil.
In dem Moment, in dem ich seine nasse warme Zunge spürte, wurde mir irgendwie warm ums Herz, meine Angst verschwand ein wenig und mein Schwänzchen begann ganz vorsichtig zu wedeln. Mama lächelte und ich sah in beiden Augen dicke Tränen. Komisch: die Menschen weinen schon mal, wenn sie sich eigentlich freuen. Mama umarmte ihren großen Kerl und sagte so etwas wie: „ich wusste genau, dass ich mich auf Dich verlassen kann. Das hast Du super gut gemach, mein Schatzemännchen.“ Ich bin übrigens ihr Schatzemädchen!
Der Tag verging, meine Angst schmolz zusehends und am Abend konnte ich schon – zwar völlig erschöpft, war ja auch viel passiert – relativ entspannt einschlafen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, hier richtig zu sein. Die beiden passen schon auf mich auf und Leo – so heißt mein großer Freund und Beschützer- will mich entgegen aller Erwartungen, weder jagen noch fressen.
Und von da an ging alles relativ schnell.
Am nächsten Tag haben mir Mama und Leo mein neues Revier gezeigt. Mama wusste irgendwie, dass ich ihr niemals mehr im Leben von der Seite weichen werde und so durfte ich direkt vom ersten Tag an ohne Leine mit den beiden mitgehen. Ja ich weiß, was Ihr jetzt denkt, wie leichtsinnig und gefährlich es ist, einen kleinen Angsthasen direkt ohne Leine laufen zu lassen etc., aber glaubt mir, ich habe Mama keinen einzigen Tag in dieser Hinsicht enttäuscht – schließlich wollte ich ja auch meinen Beitrag leisten zu unserem Bund fürs Leben.
An der Straße werden wir beide selbstverständlich mit Leine geführt! Aber nur wegen der Autos und so. Auf den Wiesen, Feldern und im Wald brauchen wir das nicht. Warum sollte ich auch weglaufen – wo es doch hier soooo schön ist!
Mama hat ganz viele Freunde mit Hunden und es vergeht kaum ein Tag, an dem wir nicht jemand aus der großen „Hunde-Gemeinde“ treffen. Leo hat mir gezeigt, dass es hier überall nette Hunde gibt und selbst wenn wir fremde Hunde treffen, besteht für mich keine Gefahr. Wir haben da so unsere geheime Vereinbarung. Ich darf immer selbst entscheiden, ob ich die Fremden kennen lernen möchte oder nicht. Er passt immer auf mich auf, redet mir aber nicht rein.
Wenn mir aber mal einer zu aufdringlich ist - was hin und wieder auch mal vorkommt – und dieser nicht darauf reagiert, wenn ich ihm sage, er soll mich in Ruhe lassen, brauche ich nur Leo anschauen. Ich sende ihm dann eine „Augen-Mail“ und schon ist er an meiner Seite.
Er stellt sich zwischen mich und den Aufdringlichen, lässt dann sein tiefstes Grollen ertönen (was meist schon wirkt) und wenn auch das noch nicht zum Ziel führt, wird der Aufdringliche einfach von ihm weggeschubst. Dann bin ich mächtig stolz, denn so einen Beschützer hat schließlich nicht jeder.
Zum Dank bekommt er dann von mir immer jede Menge Küsschen – ich glaube, dann freut er sich sehr. Zusammen laufen wir dann schnell zu Mama und berichten ihr davon, obwohl das meist nicht nötig ist, weil sie ja sowieso alles mitbekommt. Und im Notfall – was aber bisher erst einmal vorgekommen ist – wissen wir beide, Mama greift ein, wenn es zu bunt wird.
Durch Leo habe ich schon so viel gelernt, wie Ihr Euch gar nicht vorstellen könnt. Na ja, der hat seinerzeit auch mit Bravour mit Mama den Hundeführerschein gemacht, und die Übungen führt er immer noch gerne mit Stolz vor. So brauchte ich einfach nur zuschauen, wenn Mama mit ihm übt und schwupp-di-wupp, wenn sie danach mit mir geübt hat, konnte ich manches ganz schnell. Schließlich will ich ja auch mal so gut werden, wie er! – und dass, obwohl er eine ganz schlimme Kindheit hatte, nachweislich geprügelt wurde, ausgesetzt worden ist und ihn seinerzeit im Tierheim keiner haben wollte, weil er sich vor lauter Angst nur verkrochen hat.
Aber auch bei ihm hat Mama von Anfang an gewusst, dass er der richtige ist. Trotzdem hat es ganz lange gedauert hat, bis er so ein toller Kerl geworden ist. Aber Mama sagt immer, mit viel Liebe, Geduld und Konsequenz schafft man fast alles, auch die Angst der Vergangenheit zu besiegen. Und ich glaube, damit hat sie recht.
Wir haben schon viele tolle Abenteuer erlebt ( - und ich wünsche mir von Herzen, dass das noch ganz lange so bleibt, obwohl Leo mittlerweile schon 11 Jahre alt ist) und ich könnte Euch noch unendlich viele Geschichten erzählen. Aber ich denke, wir müssen noch ein wenig Platz lassen auf Eurer Seite, für die vielen Geschichten der anderen Leute. Ich möchte nur noch an alle Interessenten appellieren, die noch nicht ganz genau wissen, ob sie einem Hunde-Kumpel aus Ungarn ein neues Zuhause schenken wollen: sagt JA, wenn Euer Herz ja gesagt hat. Es lohnt sich auf jeden Fall und bei dem Team der PHU seid Ihr in allerbesten Händen.
Und nun ist aber wirklich Schluss für heute. Es grüßt Euch ganz herzlichst aus dem schönen Siegerland:
Dali, mit ihrem treuesten Freund Leo und natürlich auch Menschen-Mama.