Familie Hinz und Csipy
Wenn es so etwas wie Schicksal gibt, dann wurden die Weichen für eine PHU-Adoption vielleicht schon gestellt als Csipesz geboren wurde. Etwa zu dieser Zeit bekamen wir die Diagnose für unser altes Pudelmädchen Jeany, die besagte, dass die Blutwerte ganz schlecht waren und es ganz stark nach einer Leukämie aussah. Ein riesen Schock für uns.
Unsere liebe Jeany war zu der Zeit bereits 14 1/2 Jahre alt. Ein halbes Jahr konnten wir den Zeitpunkt des Abschieds noch hinauszögern, bis es dann am 17.Januar 2011 soweit war, dass wir sie erlösen lassen mussten. Zu der Zeit war Csipesz bereits fast ein Jahr alt. Mit dem Wissen von heute würde ich sagen, wir hätten sie am besten mit dem nächsten Transport zu uns kommen lassen, doch noch waren wir nicht so weit. Wir hatten uns leider entschieden, dass erst einmal kein Hund einziehen sollte. Schließlich hatten wir noch unseren Kater Momo, zu dem Zeitpunkt auch bereits 16 Jahre alt. Wir waren uns einig, dass wir Momo einen neuen Hund auf gar keinen Fall zumuten könnten.
So weit ,so gut! Um mich überhaupt etwas an der frischen Luft zu bewegen hatte ich angefangen zu "walken ".
Mit der Situation keinen Hund mehr zu haben kam ich überhaupt nicht gut zurecht. Mir schossen schon Tränen in die Augen wenn ich nur Menschen mit Hunden sah. Ich war furchtbar unglücklich. Im Januar 2012 "walkte" ich im Dunkeln in unserer Siedlung und sah am Straßenrand einen PKW mit der Aufschrift der "Pfotenhilfe Ungarn" und dachte mir, da schaust du zu Hause mal nach was sich dahinter verbirgt und siehe da, seit dem bin ich vom PHU-Virus befallen. Einer der ersten Hunde der mir ins Auge fiel war die kleine Csipesz, es sah so aus, als ob sie niemand wollte. Sie saß schon 1 1/2 Jahre im Tierheim und kam einfach nicht auf die Transportliste. Irgendwann entschied ich mich für sie monatlich einen Betrag zu überweisen, momentan das einzige, wie ich meinte, was ich für sie tun konnte.
Ich hatte begonnen meinem Mann von der PHU zu erzählen, was zum Teil gar nicht so einfach war, nicht weil er es nicht hören wollte, sondern vielmehr weil ich Schwierigkeiten hatte in ganzen Sätzen zu sprechen ohne in Tränen auszubrechen. Es muss im Juni gewesen sein ,als ich morgens wieder einmal auf der PHU Seite war und mit Entsetzen feststellte, das "Amelia" bei einem Beißvorfall ums Leben gekommen war. Ich hatte sie neben vielen anderen Hunden auch auf meiner "Beobachtungsliste" (allen voran immer noch meine Csipesz). Abends erzählte ich meinem Mann von dem Todesfall und meiner Angst um Csipesz. Er sagte, und dafür liebe ich ihn sehr :"Wir haben im August Urlaub, dann mach alles klar und lass sie rüberkommen!" So, von da an war ich schwanger, hochschwanger mit einer PHU-Fellnase.
Es war ein wunderbares Gefühl!!!
Ich rief gleich die Vermittlerin(Frau Bansche) an und teilte ihr mit, dass ich sehr gerne die kleine Csipesz adoptieren wollte. Ein paar Tage später füllten wir einen Selbstauskunftsfragebogen aus, eine sehr nette Dame kam zu Vorkontrolle und wir hofften auf ein O.K. der Vermittlerin. Das dauerte jetzt ein paar Tage ,was mir wie eine Ewigkeit vorkam. Aber dann kam der Anruf-sie setzt sie auf die Reiseliste und Csipesz kommt im August zu uns. Wir hatten jetzt noch ganze 6Wochen Zeit! 6 Wochen in denen ich sämtliche Situationen die eventuell auftreten könnten in Gedanken durchspielen konnte. Meine Größte Sorge war, was wenn sie gleich versucht den Kater zu fressen!!! Ich musste mich immer wieder selber auf den Boden der Tatsachen zurückholen. Schließlich war ich nicht ganz unerfahren im Umgang mit Hund und Katze. Mein Leben lang hatten wir Tiere und wenn alle Stricke reißen würden und sie sich absolut nicht riechen könnten, müssten wir sie halt getrennt halten, was zwar machbar, aber doch sehr umständlich gewesen wäre. In einem waren mein Mann und ich uns allerdings einig, wenn Csipesz zu uns kommt, dann bleibt sie auch!!!
Der Rest der Zeit wurde damit verbracht alles anzuschaffen was man für den Neuzugang braucht(Körbchen,Spielzeug,Schleppleine,Sicherheitsgeschirr,Leine und, und, und...). Es wurden Ecken freigerückt, damit das Körbchen schon einmal seinen Platz bekam (was sofort vom Kater in Beschlag genommen wurde). Jeden Tag fiel mir noch irgendetwas ein, was wir unbedingt noch vorher kaufen mussten. So etwa 3 Wochen vorher waren wir perfekt ausgerüstet, was jetzt nur noch fehlte war der Hund! Dann endlich war er da, der 11.August 2012. Ich wusste nicht wohin mit mir, alles war vorbereitet.
Ich war total glücklich, als ich am Vormittag eine SMS von Daniela Bansche erhielt, das alle geplanten Hunde an Bord seien. Jetzt hieß es warten... Wir hatten als Termin ca.0.30 Uhr Hannover -Wülferode erhalten. Von uns aus eine gute Stunde Fahrtzeit. Losgefahren sind wir so ca. gegen 21Uhr (man weiß ja nie, ob man am Wochenende nachts, nicht doch eventl.in einen Stau kommen könnte. Es war die Nacht der tausend Sternschnuppen (das ist wirklich wahr). Ein paar meiner Wünsche wurden bereits erfüllt. Gefühlte 80 Std. später stand Transporti vor uns. Endlich sollte ich sie nach dieser langen Zeit das erste mal sehen, ich war so aufgeregt.... Ich weiß gar nicht mehr ob sie als zweites oder drittes aussteigen sollte, nur das ihre Box klemmte und nicht aufging. Irgendwann hatte man die Box geöffnet, doch dann wollte die Csipy nicht raus... dann endlich wurde sie mir in den Arm gedrückt -- mein kleine liebe Csipy...
Ein Hündchen was total steif vor Angst war, sie hatte sich mehrfach im Transporter übergeben und war nicht in der Lage sich zu bewegen, so groß war ihre Angst. Ich habe mich mit ihr sofort ins Auto gesetzt und wir sind auch gleich losgefahren (an Pipi machen war gar nicht zu denken). Sie hat sich die ganze Fahrt nicht bewegt, erst als ich sie zu Hause auf die Wiese setzte, fing ganz leicht das Schwänzchen an zu wedeln. Sie schlief die Nacht sogar in ihrem neuen Körbchen. Sie war so übermüdet, das sie da quasi vor Müdigkeit drin umgefallen ist und dann liegenblieb. Die nächsten Tage waren anstrengend aber auch schön. Die Zusammenführung mit Kater Momo klappte total problemlos. Der Kater war für neue Bekanntschaften immer offen und die Csipy hatte wahrscheinlich noch nie in ihrem Leben eine Katze gesehen. Sie hat ihn sofort akzeptiert. Was mich anfangs sehr traurig machte, war die Angst die Csipy hatte und in der sie sehr gefangen war. Sie kannte ja fast nichts. Schnelle Bewegungen brachten sie völlig aus der Ruhe. Staubsaugen, Treppen, andere Menschen, laute Geräusche, alles war gar furchtbar.
Total schön war, das wir fast jeden Tag Fortschritte machten. Wir haben ihr die Zeit gegeben alles in Ruhe kennen zu lernen. Und wenn an jedem Grashalm geschnuppert werden musste, dann war das halt so. Wenn ich bedenke, wie unsicher sie am Anfang war und wenn ich sie jetzt sehe wie sie mit ihren Kumpels durch den Park tobt, dann geht mir echt das Herz auf. Sie ist jetzt fast 10 Monate bei uns und ich kann immer noch zusehen, wie sie sich mehr und mehr entwickelt. Sie ist ein aufmerksamer, ausgeglichener, lieber, lebensfroher, sehr gehorsamer und wunderbarer Hund geworden und ich bin der PHU unendlich dankbar, dass sie mir die Möglichkeit gegeben hat Csipy ein besseres Leben zu geben! Ich habe nicht einen einzigen Moment bereut mich auf das "Abenteuer Auslandshund" eingelassen zu haben und würde es immer wieder tun. Manchmal ist es genau richtig wenn man mal einfach nur auf sein Herz hört!!!
Ganz liebe Grüße
Kerstin mit Csipy
P.S.: Meine erste Wahl war Csipy, die zweite wäre Pletyka gewesen. Die arme Maus sitzt leider immer noch und wartet. Bin mir ganz sicher das aus ihr genauso ein prima Hund werden kann wenn man ihr eine Chance gibt. Vielleicht liest das hier ja jemand der noch ein Plätzchen frei hat.........