Grüße von Lisa
Liebe Hunde und Katzen, liebe Leute in Ungarn,
heute bin ich mal dran, Euch zu berichten, was mir hier so alles passiert ist. Ich hab ja mal eine kurze Zuhause-erobert-Nachricht geschickt und einen längeren Bericht versprochen. Hier soll er also sein:
Als ich nach unendlich langer Fahrt hier ankam, stinkig und verzottelt, hatte ich nur eins, ANGST! Als erstes kam mich ein ganz unverschämter Hund begrüßen, der gleich mit mir knutschen und toben wollte. Den hab ich erst mal weg-gebleckt. Ein Begrüßungs-Leckerchen wollte der mir auch noch klauen! Frecher Kerl!
Sie hatten mir eine Decke in die Mitte des Zimmers gelegt und mich dadrauf gestellt. Soo eine tolle Decke! Ich hab mich hingelegt, und beschlossen, mich nie wieder zu bewegen. (In den nachfolgenden Wochen mußten sie mich raustragen, wenn ich mal raus sollte.)
Am 2. Tag hier kam Besuch, Leute und Hunde ohne Ende, da hab ich meine schöne Decke verlassen und bin in eine Ecke zwischen Wand und Schrank geflohen. 3-Seiten-Deckung, ihr wißt schon. Den Verlust der Decke hab ich sehr bedauert aber denkt Euch, sie haben mir die Decke in die Ecke gebracht! WOW, soo schlimm schienen sie doch nicht zu sein, die neuen Leute.
Die Tage vergingen, ich fühlte mich in meiner Ecke ganz gut, nur der lästige Manfred störte. Es gab lecker zu essen, ich hatte die tolle Decke, Chefin kam mich streicheln und redete mit mir, Chef auch, mein Zittern ging weg.
Da bin ich dann auch auf eigenen Pfoten mit nach draußen gegangen und - bin umgezogen. Mein Platz war ja eigentlich immer schon und ist bis heute die Couch! Eines Nachts bin ich dort hin gegangen und dort findet man mich immer noch.
Dann kam der Sonntag, an dem die Chefs beschlossen hatten, mich mal auf einen von Manfreds Gängen mitzunehmen. Mit Sicherheitsgeschirr und einer Extra-Leine, die um den Bauch der Chefin gebunden war, damit ich ja nicht wegen irgendeinem Schrecken weglaufen und verloren gehen könnte.
Das war ein Abenteuer! Die Welt ist ja viel größer als unser Haus und Garten! Vorsichtig bin ich hinter Manfred hergelaufen und hab geschnüffelt und geschnüffelt und geschnüffelt! DAS haben sie also immer gemacht, wenn ich alleine zu Hause geblieben bin!
Montag früh wollte die Chefin wieder mit Manfred aber ohne mich rausgehen, das hab ich ihr aber gleich ausgetrieben! Als ich Manfreds Geschirr klingeln hörte, bin ich gleich mit zur Haustüre gerannt und ab da jeden Tag und immer mitgegangen.
Dann hab ich Autofahren gelernt. Manfred ist reingesprungen und hat mich auch reinlocken wollen. Nö, dachte ich, das ist mir zu dunkel, da will ich nicht rein. Schwuppdiwupp hat die Chefin mich hochgehoben und reingesetzt und wir sind in einen Wald gefahren, wo wir mit einer Freundin und den Hunden Kalle und Mascha spazieren gegangen sind. Schööön! Nachdem wir das 2 Mal gemacht haben, bin ich immer freiwillig ins Auto gehüpft.
Die Tage vergingen und die Wochen und die Monate. Ich hab mich dolle in Manfred verliebt, den ich gar nicht mehr frech finde. Er ist ein Spaßvogel! Ich habe Sachen wie "Sitz" und "Stop" und so gelernt, gehe meist ganz ruhig an der Leine, bin neidisch, wenn Manfred, Kalle und Mascha frei rumlaufen dürfen und ich nicht. Da hat die Chefin zu viel Angst, ich könnte verloren gehen. So'n Witz! Ich würde freiwillig niemals woanders hingehen.
Ich tobe mit Manfred durch unseren Garten. Ich bleibe auch im Garten, obwohl ich schon ganz viele Wege nach draußen gefunden habe und als ich einmal versehentlich draußen war, bin ich schleunigst wieder reingesprungen! Und ich bin schon 3 Mal in unseren Teich gefallen und nachher toll abgerubbelt worden. Und das ganze alte Fell ist weg und das Stinkige und ich seh GUUT aus!
Irgendwann zwischendurch hat Manfred ein Gespräch belauscht und mir übersetzt und mir erklärt, was ein Pflegi ist. Ich war entsetzt! Meine Chefin wollte mich für andere Leute eingewöhnen?? Das ging doch gar nicht! Ich kriegte wieder mal so richtig Angst!
Aber da kam Hilfe von Manfreds Papa. Der sagte "Schluß mit der Pflegerei, der Hund bleibt hier! Der geht nirgends hin!"
Und die Tierärztin sagte : "Wenn sie die jetzt noch weggeben, machen sie sie kaputt. Die braucht dann mindestens 2 Jahre, ehe sie sich von dem Schock erholt und sie wird vermutlich nie wieder jemandem so vertrauen." Ich hätts nicht besser sagen können! Da hat dann auch die Chefin in sich hineingelauscht und gemerkt, daß ich mich längst in ihr verankert hatte und so hab ich mein Zuhause erobert.
Liebe Leute in Ungarn, vielen, vielen, vielen Dank, daß ihr mich hierher geschickt habt, obwohl ich gar nicht wollte, daß mich jemand von Euch anfaßt! Ihr habt das echt besser gewußt als ich und jetzt bin ich fast gar kein Zitter-Lieschen mehr!
Liebe Hunde und Katzen, es ist kein Gerücht! Es gibt hier Leute, die uns gerne haben und helfen und denen wir vertrauen können. Alles, was sie sich von uns erhoffen ist, daß wir sie auch gern haben und ein bischen was lernen, damit wir hier besser zurecht kommen. Laßt Euch ruhig adoptieren, es wird gut. Und wenn nicht auf Anhieb, dann geben sie sich alle Mühe für einen weiteren Anlauf.
Viele liebe Grüße von Eurer fast immer fröhlichen Lisa